Ein buntes Wochenende in einem bunten französischen Dorf
Am Freitagnachmittag, dem 27. September 2024, wird ein buntes französisches Dörfchen nahe Nantes noch ein bisschen bunter, denn es haben sich 21 Musiker*innen aus Berlin in Neon-Leggins auf den Weg nach Trentemoult gemacht. Fanfare Gertrude wurde eingeladen, bei der elften Ausgabe der Fanfaronnades mitzuspielen – einem Festival, das ganz im Zeichen der Fanfaren steht, der französischen Variante der Brassband, zu dem über 300 Musiker*innen anreisen.
Die Fanfaronnades: Ein internationaler Treffpunkt für Fanfaren und Brassbands
Die Fanfaronnades findet alle zwei Jahre in und um Nantes statt und wird von der lokalen Fanfare Le Grand Machin Chose ausgerichtet. Da es in Nantes mindestens 25 Fanfaren gibt – wobei die Dunkelziffer wohl deutlich höher liegt – und auch Brassbands aus aller Welt mitmachen wollen, muss man sich für das Festival bewerben. Gemeinsam mit den WestCostars aus Nantes, die wir vor zwei Jahren bei einem ähnlichen Festival in Brest bei reichlich gutem Wein kennengelernt haben, haben wir – als einzige deutsche Band – den Zuschlag bekommen. Yes!
Von Berlin nach Trentemoult: Ein musikalisches Abenteuer beginnt
Und so machen wir uns per Zug und Flieger auf den Weg. Am Freitagnachmittag trudeln so langsam alle ein. Das Wiedersehen mit den WestCostars ist sehr herzlich und überall hört man die Bisous links und rechts fliegen! Dann geht es los: ab auf die Busfähre und über die Loire hinüber zum Festivalgelände. Dieses liegt nicht in der Innenstadt von Nantes, sondern in Trentemoult, einem kleinen, ehemaligen Fischerdorf mit vielen kleinen, bunten Häuschen, verwinkelten Gassen und beschaulichen Plätzen. Mit den Instrumentenkoffern auf dem Rücken schlängeln wir uns durch die engen Gassen von Trentemoult. Aber nun erstmal einen Crêpe, einen Cidre oder einen Kaffee zur Stärkung! Ein Mutiger bestellt sich ein “Jolie Bouquet de Crevettes Roses”, und die Garnelen sehen wirklich aus wie ein kleiner Blumenstrauß!
Festival-Feeling: Mitreißende Brassbands und Tanzspaß!
Gestärkt geht es dann endlich aufs Festivalgelände, und aus den beiden großen Zirkuszelten erklingen bereits die ersten Töne der Fanfaren und Brassbands. Zuerst verschlägt es uns zu den Hit Micheline, einer rein weiblichen Fanfare auf Plateau-Schuhen, die Hits von Pop-Ikonen wie JLo und Britney Spears zum Besten gibt. Danach wechseln wir das Zelt und hören bei Le Gran Machin Chose rein. Diese Band kann nicht nur Festivals organisieren, sondern auch das Publikum zum Tanzen bringen! Zum Abschluss spielen dann die Les Lentilles Saucisses und Jack 2000, welche die Menge endgültig zum Kochen bringen – und auch Fanfare Gertrude schwingt ordentlich das Tanzbein!
Endlich! Der erste Auftritt in Nantes
Am Samstagmorgen ist es endlich soweit: der erste Auftritt steht an! Gemeinsam mit den WestCostars spielt Fanfare Gertrude im Zentrum von Nantes, um mit unseren lieblichen Tönen Besucher*innen über die Loire nach Trentemoult zu locken. Bei Kaffee und Croissants genießen wir zunächst die Sonne, bevor wir das erste Set starten – natürlich erst, nachdem noch reichlich Neon-Farbe auf unseren Gesichtern verteilt wurde.
Ein Fest der Fanfaren und Brassbands: Musik, Essen und jede Menge Spaß
Danach geht es zurück auf die Fähre, und auch hier bleibt es – wie immer, wenn Brassbands unterwegs sind – fröhlich laut. Die Blasinstrumente ertönen kraftvoll auf dem Boot, während die Fahrgäste begeistert „Come on, Barbie, let’s go, Barbie!“ mitsingen!
In Trentemoult ist inzwischen der Backstage-Bereich für die Bands eröffnet, wo wir mit Essen und Getränken versorgt werden. Zu den kulinarischen Highlights des Wochenendes gehören frische Austern und die Brownies mit Branding der Fanfaérobic.
Und so geht das Programm weiter:
Der Samstag verwöhnt uns mit viel Sonne, während der verregnete Sonntag das Festival stilecht etwas matschiger macht. Zu den Wochenend-Highlights gehört der Flashmob, bei dem alle Fanfaren gemeinsam den Song “Sur la Planche” spielen – einen New-Wave-Hit der französischen Band Les Femmes – während das gesamte Publikum einen eigens von Le Grand Machin Chose entwickelten Tanz performt.
Am Samstagnachmittag spielen viele Jugend- und Kinderfanfaren, unter anderem die Enfanfare. Und wow – die Kids performen fünf Songs komplett auswendig und spielen wirklich toll!
Ein weiterer Höhepunkt ist das Fanfaren-Battle zwischen Tuspareik und den WestCostars. Hier treten die Fanfaren in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an: darunter ein Sousaphon-Solo; einen eigenen Song singen und dabei nicht auf den Instrumenten spielen; und einen Song in vorgegebener, wechselnder Geschwindigkeit spielen. Alles in allem ein großer Spaß und am Ende gewinnen: Tout le Monde! (Alle!)
Fanfare Gertrude mit neuen Songs
Fanfare Gertrude spielt an diesem Wochenende mehrere Sets. Wir präsentieren unsere neuen Songs “Crazy in Love”, “Sur la Planche”, “Disko Partizani” und ein Medley von Stromae und haben viel Spaß in unseren Glitzer- und Neon-Looks. Zudem lernen wir andere Fanfaren und Brassbands kennen und bekommen Inspiration für tolle Choreografien und Kostüme!
Die Vielfalt der Brassbands: Bunte Kostüme und kreative Choreografien
Bei den Choreografien zeigt die Amfifanfare einmal mehr, was alles möglich ist, indem sie Theaterelemente mit Musik kombinieren! Die Musiker*innen von Le Grand Machin Chose bringen mit ihren knallpinken Kostümen und Tütüs die Augen von Groß und Klein zum Leuchten.
Was uns ebenfalls begeistert, ist die Vielfalt der Fanfaren: Es gibt Bands, wie die Tuspareik, die zu sechst die Bühne rocken, während bei den Les Trompettes de Fallope gar nicht alle auf die Bühne passen. Dort kann man allein sechs Sousaphone-Trichter neben den zahlreichen Saxophonen, Trompeten, Flöten und Posaunen zählen.
Die Musik reicht von vielen Pop-Hits über Rockklassiker mit Gitarrenverstärkung bis hin zu tollen Balkansounds und Techno-Fanfaren, die einen klaren Fokus haben: Bass, Bass, Bass!
Ein Vorbild für Festivals: Umweltfreundlichkeit und soziale Initiative
Neben der hervorragenden Organisation des Festivals ist uns besonders die Umweltverträglichkeit aufgefallen: Es gab keinerlei Einwegplastik, sondern alle Becher, Teller und Schüsseln waren mit Pfand versehen, wurden zurückgegeben und gespült. Der wenige Müll, der dann noch anfiel, wurde getrennt. Es gab ausreichend Aschenbecher und es wurden Taschenaschenbecher verteilt, so dass keine Zigarettenstummel auf dem Boden landeten. Die Toiletten waren Öko-Toiletten und noch dazu super sauber.
Auch soziale Aspekte wurden berücksichtigt: Den Pfand, den man zurückerhielt, konnte man auch für ein Projekt für und mit wohnungslosen Menschen spenden, das während des Festivals vorgestellt wurde. Außerdem gab es Awareness-Zelte, an die man sich wenden konnte, wenn man sich nicht wohl fühlte. Also ein großes Lob für diese tolle und durchdachte Organisation!
Ein herzliches Dankeschön – Ein unvergessliches Festivalwochenende
Last but not least möchten wir uns bei den WestCostars für die herzliche Gastfreundschaft bedanken! Die gesamte Fanfare wurde von ihnen beherbergt, durch Nantes gefahren, betreut und unterstützt. Besonders das gemeinsame Musizieren hat wieder richtig viel Spaß gemacht! Auch ein großer Dank geht an den Deutsch-Französischen Bürgerfonds, der uns diese unvergessliche Reise ermöglicht hat. Vielen Dank an Chris Leipold für die tollen Fotos!
Bis bald in Berlin! À bientôt!
Mehr Videos vom Festival gibt es übrigens auf unserem Youtube-Kanal!
Und mehr Bilder hier: